“Living in a box”

Created for architektur.aktuell in 2005

Kategorie

  1. Architekturjournalismus

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Spaceboxes in Utrecht

Der nach einem Masterplan von Rem Koolhaas nachverdichtete Utrechter Universitätscampus „De Uithof“ gehört zu den spannendsten Architektur-Laboratorien der Niederlande. Neuester Blickpunkt auf dem seit Mitte der neunziger Jahre mit Projekten von Neutelings Riedijk, Mecanoo, Wiel Arets oder Ben van Berkel bebauten Campus sind die bunt verspielten, jeweils in drei Ebenen übereinander gestapelten Studentenwohnungen von Mart de Jong vom Rotterdamer Architekturbüro De Vijf. Das in drei parallel nebeneinander liegenden, jeweils zweibündigen Reihen organisierte Studentendorf besteht aus insgesamt 234 modularen „spaceboxes“, die bezugsfertig direkt aus der Fabrik angeliefert und auf der Baustelle nur noch aufgebaut und angeschlossen zu werden brauchten. Bei Bedarf lassen sich die Boxes jederzeit schnell und kostengünstig wieder abbauen und an anderer Stelle neu montieren.

Die 18 m2 großen Einheiten sind jeweils mit einem Wohn-Schlafraum mit Küchenzeile sowie mit Dusche und Toilette ausgestattet. Für ausreichend Tageslicht sorgt ein großes Panoramafenster auf der Frontseite, die Erschließung erfolgt über eine jeweils zwischen zwei Reihen platzierte zentrale Galerie mit zwei Treppenhäusern an beiden Enden der Galerie. Zur weiteren Standardausstattung gehören ein Kalt- und Warmwasser-Anschluss, eine 1.300-Watt-Elektroheizung sowie Telefon- und Kabelanschluss. Ansonsten lassen sich die Einheiten individuell den jeweiligen Anforderungen anpassen.

Wände- und Decken der spaceboxes werden mit einer Sandwich-Konstruktion aus hochwertigem Komposit-Material hergestellt, das ansonsten nur in der Luft- und Raumfahrt sowie im Yachtbau Verwendung findet, weshalb die Entwicklung gemeinsam mit dem Yachtbauer Holland Composites Ind. aus Lelystad erfolgte. Neben einer langen Lebensdauer bietet der Werkstoff hervorragende akustische und thermische Eigenschaften (k-Wert 3,5 kW/m2), eine gute Steifigkeit sowie ein extrem niedriges Gewicht. Jede Box wiegt lediglich etwa 2.500 kg, so dass sich die Einheiten mit entsprechendem Fundament auf fast jedem Untergrund aufstellen lassen.

Mart de Jong betrachtet seine spaceboxes als direkte Antwort auf die Wohnungsknappheit in den niederländischen Studentenstädten. Die ersten Einheiten wurden 2003 in Delft platziert, zwei weitere spacebox-Projekte werden gegenwärtig in Eindhoven und Hilversum realisiert. Eine kostengünstigere Variante der mobilen Boxen ist außerdem in den von der Tsunami-Flut betroffenen Katastrophengebieten in Asien geplant: Nach der Zusage der Niederländischen Botschaft in Indonesien plant De Jong gerade eine Anlage mit rund 1.000 Einheiten – darunter eine „Schule“ und eine „Kirche“ – in der Provinz Banda Aceh.

© Text + Foto: Robert Uhde

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