“Architektonischer Rubens”

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Museum für Stadtgeschichte in Antwerpen

Die belgische Hafenstadt Antwerpen fiebert der Eröffnung des „Museum aan de Stroom“ MAS der Rotterdamer Neutelings Riedijk Architecten entgegen. Der zehngeschossige, dabei rund 60 Meter hoch aufsteigende Neubau bietet seinen Besuchern ab dem 17. Mai einen umfassenden Blick auf die wechselvolle Stadtgeschichte der flämischen Metropole, die im 15. und 16. Jahrhundert zu den bedeutendsten Handelsstädten der Welt gehörte.

Kraftvoll plastische Architektur

Zu den wichtigsten Exponaten zählt dabei das Museum selbst: Die kraftvoll plastische Architektur mit den roten Sandsteinfassaden und den großen Glasfronten schafft einen weithin sichtbaren Blickfang im Übergang zwischen dem gegenwärtig transformierten Hafenviertel und der südlich angrenzenden historischen Innenstadt. Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss des Neubaus stehen ein gläsernes Foyer sowie Räume für die Verwaltung und das Archiv zur Verfügung. In den Ebenen drei bis neun finden sich flexibel nutzbare, im Sommer mithilfe von Hafenwasser gekühlte Ausstellungsräume. Im Dachgeschoss schließen sich ein Restaurant mit angrenzender Freiluftterrasse sowie ein Konferenzraum an.

Modern interpretiertes „Stapelhuis“

Inspiriert durch die massive Backsteinarchitektur der vorhandenen Lagerhäuser wurde der Neubau als ein modern interpretiertes „Stapelhuis“ mit zehn orthogonal übereinander gestapelten Betonkuben entwickelt. Die insgesamt 9.000 vorgehängten Sandsteintafeln betonen dabei den schweren „rubensartigen“ Charakter der Architektur und verankern das Gebäude fest in der Stadt. Die Erschließung der einzelnen Ebenen erfolgt über ein stufenförmig entlang der Fassade nach oben aufsteigendes Erschließungsband mit Rolltreppen. Das dynamische Zusammenspiel der roten Natursteinfassaden mit den als Negativform eingearbeiteten Glasfronten im Bereich der Rolltreppen lässt dabei den Eindruck entstehen, als sei der massive Baukörper wie ein gigantisches Akkordeon auseinander gezogen worden. Zusätzlichen Reiz bietet die Verwendung von wellenförmig gegossenem Glas, durch das die Fensterfronten wie aneinander gereihte Glasröhren erscheinen.

Ein weiteres spannendes Fassadendetail sind die rund 3.000 Aluminiumhände, die als kleine Plastiken auf die roten Sandsteinplatten aufgebracht wurden. Als subtiler Verweis auf die Stadtgeschichte von Antwerpen, dessen Name sich einer Legende nach aus dem Begriff „Hand werfen“ ableitet. Unbedingt sehenswert!

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