“Manhattan an der Maas”

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  1. Architekturjournalismus

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Metamorphose des Rotterdamer Stadtquartiers Kop van Zuid

Seit den sechziger Jahren haben die meisten europäischen Hafenstädte ihre traditionelle Funktion weitgehend verloren. In Rotterdam verlagerten sich die Hafenaktivitäten nach und nach zum Euro-Port an der Maasmündung hin. Brachliegende ehemalige Hafenflächen und leerstehende Gebäude waren die Folge. Auf der Maas-Halbinsel Kop van Zuid wandeln sie sich nach einem städtebaulichen Plan von Teun Koolhaas seit Mitte der Achtziger Jahre zu einem zentrumsnahen Quartier mit Wohn- und Dienstleistungsflächen.

„Während Rotterdam seit jeher durch die bewegten Wassermengen und die Gezeiten der Maas bestimmt wird, ist es in Amsterdam ein künstlicher Kanal, durch den das Hafenwasser in den Hafen geleitet wird,“ beantworteten die Niederländer früher die Frage nach dem grundlegenden Unterschied zwischen ihren beiden grössten Städten. Seit dem Zweiten Weltkrieg haben sich die Gegensätze deutlich erweitert: Während sich die pittoreske, historisch gewachsene Innenstadt von Amsterdam nach wie vor durch eine homogene Höhe auszeichnet, erinnern in Rotterdam nur noch wenige Strassenzüge und Einzelbauten an die Zeit vor 1940, als deutsche Bomben die Stadt weitgehend zerstörten. Nach dem Krieg wurde die Maasmetropole fast vollständig in neuen Formen wiederaufgebaut und bietet heute fast das Bild einer amerikanischen Stadt.

Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein hatte sich die Bebauung Rotterdams noch ausschliesslich auf die Bereiche nördlich der Maas erstreckt. Erst als die Hafenbecken nach und nach zum südlichen Ufer hin verlegt wurden, begann sich die Stadt zunehmend auch hierhin auszubreiten. Im Verlauf von nur 25 Jahren wurden mehr als 120 Hektar Agrarland zum Hafengebiet umgewandelt. Durch die stetig ansteigenden Einwohnerzahlen – die Bevölkerung Rotterdams wuchs um die Jahrhundertwende jährlich um rund 10 000 Menschen an – folgte seit 1916 der öffentlich forcierte Bau zahlreicher Wohnkomplexe, darunter bedeutende Projekte von Michiel Brinkman oder dem neu eingesetzten Stadtarchitekten Jacobus J. Oud, der Siedlungen in den Stadtteilen Spangen (1919-20), Tusschendijken (1921-23) und Kiefhoek (1925-30) schuf. In der Folge entwickelte sich Rotterdam zu einer regelrechten Musterstadt der Moderne. Aus der gleichen Zeit stammt auch die im Nordwesten Rotterdam gelegene Van Nelle-Fabrik von Brinkman & Van der Vlugt (1925-31), die noch heute als Ikone des Neuen Bauens gefeiert wird.

Nach dem Angriff der deutschen Luftwaffe im Mai 1940 blieben nur noch wenige innerstädtische Gebäude erhalten, darunter das Rathaus von 1920, das Postamt von 1923 und die soeben erst fertiggestellte Rotterdamer Börse. Statt eines Wiederaufbaus entschied man sich in Rotterdam jedoch konsequent für einen grossflächigen Neuaufbau. Federführend zeigte sich dabei vor allem das Büro Van den Broek & Bakema, das seit Beginn der fünfziger Jahre unter Beibehaltung der Maximen der Moderne unter anderem die weltberühmte Fussgängerzone De Lijnbaan errichtete.

War es seit Ende der sechziger Jahre eher Amsterdam, das mit den Forum-Architekten um Herman Hertzberger und dem vor kurzem verstorbenen Aldo van Eyck den niederländischen Architekturdiskurs bestimmte, so prognostizierte Rem Koolhaas Anfang der achtziger Jahre anlässlich seiner Umsiedlung von London nach Rotterdam, dass hier in den nächsten Jahren in städtebaulicher und architektonischer Hinsicht vieles geschehen werde. Koolhaas sollte recht behalten, denn tatsächlich wurde seitdem eine stattliche Anzahl städtebaulicher Projekte geplant und realisiert, mit teilweise atemberaubender Geschwindigkeit, die in anderen europäischen Städten – abgesehen vom wiedervereinigten Berlin – so niemals denkbar wäre: Fast zeitgleich mit dem Bau der Kunsthalle von Rem Koolhaas (1988-92) wurde nur einige hundert Meter weiter das von Jo Coenen geplante Niederländische Architekturinstitut fertiggestellt. Im sogenannten „Weena-Gebiet“ im Inneren der City, wo eine von Rem Koolhaas entworfene Busstation am Hauptbahnhof die ankommenden Bahnreisenden begrüsst, war zuvor schon ab Mitte der achtziger Jahre in nur fünf Jahren Bauzeit ein Boulevard mit Hochhäusern im amerikanischen Stil errichtet worden. Signifikantes Zeichen des neuen Quartiers ist die Überbauung des alten Börsengebäudes am Beursplein, wo das von Groosman Partners (1983-86) geplante World Trade Center ellipsenförmig über dem Betonkorpus der Börse thront.

Der Höhepunkt der städtebaulichen Entwicklung steht Rotterdam jedoch wohl erst noch bevor: Waren es durch die Verlegung der Hafenaktivitäten zum Europort hin zuerst die nördlichen Hafengebiete (De Oude Haven, De Leuvehaven und Delfshaven-Buitendijks), die eine Wohnfunktion bekamen, konzentriert sich die Entwicklung Rotterdams gegenwärtig auf die südliche Maas-Halbinsel Kop van Zuid. Bis zu Beginn der achtziger Jahre wohnten hier fast ausschliesslich Hafenarbeiter. Die Auslagerung der Hafenaktivitäten und die damit einhergehende Rezession führte im Viertel zu hoher Arbeitslosigkeit und steigender Kriminalität. Die Stadt erklärte die alten Hafengebiete daher zum Sanierungsgebiet und der Staat förderte hier in grossem Umfang sozialen Wohnungsbau. Schon Mitte der achtziger Jahre kam man aber zu der Erkenntnis, dass das Potential des zentrumsnahen ehemaligen Hafengebiets weitaus grösser ist.

Im Auftrag der Stadt Rotterdam entwickelte Teun Koolhaas, der Neffe von Rem Koolhaas, 1987 einen neuen städtebaulichen Plan, der durch die Entwicklungen in den Londoner Docklands inspiriert eine für die damalige Zeit neuartige Metamorphose des heruntergekommenen Hafengebietes vorsah: Ausgangspunkt des Konzepts war eine neue Verbindung zum Festland, die den zuvor durch die Maas abgeschnittenen Süden Rotterdams an das Zentrum anschliessen und die notwendige infrastrukturelle Voraussetzung für den Bau von insgesamt 5 300 Sozial- und Eigentumswohnungen, 380 000 m² Büroflächen sowie Läden, Restaurants, Sport- und Freizeiteinrichtungen bilden sollte. Der Plan zeigt sich ähnlich rigoros, wie die Planungen zum Wiederaufbau der Stadt nach dem Weltkrieg: Auch bei der vorgeschlagenen Neuordnung des ehemaligen Hafenquartiers Kop van Zuid sollten nur wenige der historischen Bauten erhalten bleiben.

Die Anbindung an die Innenstadt wurde 1996 durch die Eröffnung der atemberaubenden, deutlich an Arbeiten von Santiago Calatrava orientierten Erasamusbrücke von Ben van Berkel erreicht – ein regelrechter “Quantensprung über die Maas“, wie die Rotterdamer meinen. Seitdem wandelt sich die Maas-Halbinsel vom ehemaligen Industriegebiet zu einem nur noch wenige Minuten von der Innenstadt entfernten Quartier mit Wohn- und Dienstleistungsflächen. Um die architektonische Qualität der Neubauten zu sichern, werden die eingereichten Pläne der vorgesehenen Neubauten regelmässig durch die Mitglieder eines von der Stadtverwaltung eingesetzten internationalen Ausschusses von Sachverständigen begutachtet. Ihre Aufmerksamkeit gilt dabei insbesondere dem städtebaulichen Zusammenhang der architektonischen Entwürfe. Ohne ein positives Gutachten des Quality Teams erteilt die Stadt keine Baugenehmigung.

Erster architektonischer Höhepunkt des neuen Stadtquartiers war die grossflächige Wohnbebauung „de Landtong“ von Frits van Dongen (de Architekten Cie, Amsterdam), die fast zeitgleich mit der Erasmusbrücke fertiggestellt wurde. Das Raumprogramm der dreiseitig vom Wasser umspülten „Landzunge“ zwischen Spoorweghaven und Binnenhaven besteht aus insgesamt 623 neuen Wohneinheiten, die von Van Dongen auf verschiedene, unterschiedlich ausgebildete Wohnblöcke verteilt wurden: In einer wohlüberlegten Komposition aus Masse, Material und Typologie gehen fünf frei gestellte, zum Teil terrassierte Riegel in drei Turmbauten über, die aus dem viergeschossigen Sockel des Komplexes emporsteigen. Einem elfgeschossigen Riegel zur nördlich gelegenen Maas hin, der in seiner strengen Komposition die Backsteinarchitektur industrieller Hafengebäude zu zitieren sucht, steht dabei nach Süden hin ein etwas flacher gehaltener Riegel mit immerhin noch acht Geschossen entgegen. Besonders markant sind jedoch die mittleren drei Riegel der „Landtong“ ausgebildet, die terrassenartig von vier Geschossen im Süden bis auf elf Geschosse im Norden ansteigen. Weiter südlich schliesst sich dem Komplex ein offeneres Wohngebiet mit überwiegend zwei- bis viergeschossigen Häusern an.

Van Dongen ist es mit seinem Entwurf gelungen, die kraftvolle plastische Qualität des grossformatigen Komplexes in hantierbare und verständliche Einheiten zu zergliedern. Zwischen den verschiedenen Baukörpern sorgen ein offener und drei geschlossene Höfe für ausreichend Freiraum für die Bewohner. Schade nur, dass nicht mehr vom ehemaligen Ambiente zeugt – von den ursprünglich hier angesiedelten Hafenspeichern blieb auf der „Landtong“ nur eine Mauer übrig, ein Relikt jenes Gebäudes, in dem 1942 und 1943 die Rotterdamer Juden zum Abtransport in die Vernichtungslager versammelt wurden.

Im gegenüberliegenden Entrepothaven, einem inzwischen als Yachthafen genutzten Teil des „Binnenhavens“, wurde stattdessen versucht, die besondere Atmosphäre des Ortes zu bewahren. Neben alten Hafenkränen blieb hier auch das für Rotterdamer Verhältnisse schon fast antike, ehemalige Lagerhaus „Der vijf Werelddelen“ („Die fünf Kontinente“) aus dem Jahr 1879 erhalten. In den oberen Geschossen des stilvollen Backsteingebäudes wurden inzwischen rund einhundert neue Wohneinheiten eingerichtet, im Erdgeschoss sorgen Restaurants und Läden für eine reizvolle Hafenatmosphäre. Weniger gelungen erscheint dagegen die gegenüberliegende Seite des Hafenbeckens, wo vergeblich versucht wurde, mit einer modernen Architektursprache an das Vorbild des alten Lagerhauses anzuknüpfen.

Mehr Einfühlungsvermögen beweist ein halbkreisförmig angelegter, mit Fassaden aus Holz verkleideter Wohnblock von Cepezed (1994-95), der am nordwestlichen Ende des ehemaligen Lagerhauses einen fliessenden Übergang zwischen einem Platz und dem angrenzenden „Binnenhaven“ schafft. Mit seiner Kreisform zitiert das Gebäude überdies geschickt die ebenfalls halbkreisförmigen „Enden“ eines langgestreckten, annähernd V-förmigen Wohnblocks von Carel Weeber, der südlich des Entrepothavens insgesamt 549 Wohnungen zur Verfügung stellt. Der bereits Anfang der Achtziger Jahre errichtete Bau sorgt durch seine farbige Ziegelgestaltung und seine ungewöhnliche Form für einen wichtigen städtebaulichen Akzent im östlichen Bereich des Kop van Zuid.

Die Rosestraat weiter abwärts, direkt neben dem Bahnhof Rotterdam-Zuid gelegen, schliesst das 1997 durch das Münsteraner Architektenduo Bolles + Wilson und dem Rotterdamer Büro Kruisheer Elffers fertiggestellte Albeda College den Kop van Zuid nach Süden hin ab. Auf dem dreieckigen Gelände treffen zwei unterschiedlich genutzte, dreigeschossige Gebäudeflügel auf spitzem Winkel zusammen und steigen von dort zu einem raffiniert gestalteten, vertikalen Baukörper auf. Die Fassade des imposanten Turms weicht im Erdgeschoss des Gebäudes einige Meter zurück und neigt sich in den oberen Stockwerken weit nach vorn, so dass der Turm fast zu schweben scheint – ein überaus gelungener Bezug zum expressiv geknickten Pylon der Erasmus-Brücke!

Vom Albeda College führt der Rundgang wieder nach Norden; vorbei am Hillekop Plein, wo die Delfter Mecanoo-Architekten Ende der achtziger Jahre einen wellenförmig angelegten Wohnkomplex geschaffen haben und schliesslich wieder zurück zur Erasmusbrücke. Kurz vor der Brücke trifft der Blick auf den wuchtigen „Wilhelminahof“ vom Rotterdamer Büro Kraaijvanger & Urbis (1994-97), der auf insgesamt 15 Geschossen rund 120 000 m² Bürofläche bietet. Der in orangerotem Backstein gehaltene Baukörper dient als weithin sichtbare Eingangssituation des neuen Quartiers und stellt den zur Zeit noch wichtigsten städtebaulichen Punkt für die Erschliessung des Kop van Zuid dar – sein gewaltiges Nordportal wirkt dabei fast wie eine steinerne Kulisse für das ebenfalls von Kraaijvanger & Urbis entworfene Gerichtssaalgebäude sowie für einen halbkreisförmig angelegten Büroturm von Cees Dam. Nach Osten und Süden hin wird der „Wilhelminahof“ in den nächsten Jahren durch einen rund 135 Meter hohen Büroturm, sowie durch zwei weitere grossflächige Gebäudekomplexe erweitert: auf der „Zuidkade 1“ sollen vier Gebäude Wohn- und Büroflächen mit insgesamt 50 000 m² Fläche entstehen, auf der „Zuidkade 2“ ist ein Ensemble mit rund 80 000 m² Büroflächen geplant.

Direkt gegenüber dem „Wilhelminahof“ wird gegenwärtig nach Plänen von Bolles + Wilson das Luxor-Theater errichtet. Hinter seinen tomatenroten Aussenwänden soll das Musicaltheater demnächst Platz für rund 1500 Besucher bereitstellen. Das Münsteraner Büro konnte sich mit seinem ungewöhnlichen Entwurf unter anderem gegen einen Vorschlag von Rem Koolhaas durchsetzen.

Von der Baustelle des „Luxor-Theaters“ sind es nur noch wenige hundert Meter zum Wilhelminapier, dem historischen Zentrum des Kop van Zuid. Rotterdam spielte eine wichtige Rolle bei der Emigration nach Amerika, seit 1873 stachen vom Wilhelminapier aus Tausende von Passagieren auf Schiffen der späteren Holland-Amerika-Linie in See. Zur Zeit wird die schmale Landzunge noch durch das prachtvolle, mit Motiven des Art Noveau errichtete Verwaltungsgebäude der HAL bestimmt, das zwischen 1901-1920 vom Büro Müller & Zonen en Van der Tak geplant wurde. Nach der aufwendigen Restaurierung des massiven Gebäudes mit den zwei charakteristischen kupferfarbenen Türmen hat sich hier 1993 das Hotel New York eingerichtet, das längst nicht mehr nur als Geheimtip unter Rotterdam-Reisenden gilt.

Ein paar Meter weiter schliesst sich das von Brinkman, Van den Broek & Bakema errichtete Schiffahrtsterminal (1937-1953) und das von Sir Norman Foster entworfene Meeresforschungszentrum (1993-94) an. Doch der nostalgische Blick in die Vergangenheit trügt: Schon die Baukräne verraten, dass sich das Gesicht des Wilhelminapiers in einigen Jahren vollständig gewandelt haben wird. Nach Plänen von Sir Norman Foster soll auf dem langgestreckten Pier eine doppelreihige Hochhaus-Skyline entstehen – die Rotterdamer sprechen schon jetzt erwartungsvoll vom neuen „Manhattan an der Maas“. Den Auftakt des gigantischen Vorhabens bildet das von Sir Norman Foster selbst geplante World Port Center, mit dessen Bau Ende letzten Jahres begonnen wurde.

Weniger Geduld brauchen die Rotterdamer mit dem von Renzo Piano geplanten neuen Hauptgebäude der PTT Telecom zu haben. Der rund 100 Meter hohe Bau am Fuss der Ersamusbrücke soll bereits Ende des Jahres fertiggestellt sein. Die nach Norden, zur Stadt hin ausgerichtete Fassade des schwindelerregenden neuen Gebäudes neigt sich ähnlich wie beim Albeda College von Bolles + Wilson weit nach vorn – „das Gebäude ist Teil des Rotterdamer Hafens, die Kräne stehen hier auch nicht gerade“, erläutert der italienische Architekt sinnfällig. Zentrales Element seines Entwurfes ist ein ebenfalls rund 100 Meter hoher und schräg stehender, durch einen mächtigen Pfeiler gestützter Bildschirm, der Reklamewände auf dem Times Square in New York oder dem Piccadilly Circus in London zitiert. Eine Art überdimensionaler Zeitung, deren im oberen Teil verbreitete Botschaften auch noch am anderen Maasufer lesbar sein sollen. Wer immer also eines der 290 Luxusappartements in „De Hoge Heren“ am gegenüberliegenden Fuss der Erasmusbrücke beziehen wird – die privilegierte Aussicht der demnächst auf einem wuchtigen Sockel fertiggestellten Zwillinghochhausstürme von Wiel Arets verspricht interessierten Mietern schon jetzt, den täglichen Gang zum Zeitungskiosk entbehrlich werden zu lassen.

Nach dem Abschluss des Wiederaufbaus stellt das ehrgeizige Projekt Kop van Zuid gegenwärtig die zentrale städtebauliche Aufgabe Rotterdams dar. Ein gewaltiger Umbruch – die Betriebsamkeit des einst grössten Binnenhafens der Welt weicht Schritt für Schritt der post-industriellen Stadt mit ihren wuchtigen Büro- und Wohnkomplexen. Schnell drängen sich da Vergleiche mit der Umsanierung der ehemaligen Osthäfen in Amsterdam auf, wo auf den erhalten gebliebenen Hafenmolen KNSM, Java, Borneo und Sporenburg demnächst rund 6 000 Wohnungen für insgesamt 20 000 Bewohner fertiggestellt sein werden – ein ähnlich gewaltiges Projekt, das jedoch anders als der umgestaltete Kop van Zuid kaum gewerbliche Flächen vorsieht.

Die Erneuerung des Kop van Zuid wird zwar erst in einigen Jahren abgeschlossen sein, doch schon jetzt sieht sich die Stadtverwaltung dazu ermutigt, weitere potentielle Stadterneuerungsgebiete in den Blick zu fassen. In einem im Sommer 1998 durchgeführten Workshop mit verschiedenen Architektur- und Planungsbüros wurden schon einmal die städtebaulichen Auswirkungen einer dritten innerstädtischen Maasbrücke für eine weitere Erschliessung bisher ungenutzter Bereiche im Rotterdamer Süden diskutiert. Und als sei es damit noch nicht genug, sollen demnächst zwei Bauwerke die Höhe des seit 1960 höchsten Turms der Niederlande, des Euromastes überbieten: für ein Wohnhaus am Boompjes Boulevard am nördlichen Maasufer ist eine Höhe von über 200 Metern vorgesehen, für einen in unmittelbarer Nähe des Euromastes geplanten Turm werden sogar 300 Meter angestrebt. Wie gesagt, in Rotterdam will man hoch hinaus.

© Text + Foto: Robert Uhde

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